Startups, Skalierung & Neuanfänge - Insights von Seriengründer Max Wittrock
Max Wittrock, Seriengründer (zeroLabs, ex-Jokolade, ex-mymuesli)
Max Wittrock hat mit mymuesli den deutschen Food-Startup-Markt mitgeprägt. In der Businettes Academy sprach Claire Siegert mit ihm über Gründung in der Provinz, Serienunternehmertum, Personal Branding und die Realität hinter dem Gründen. Das Gespräch war persönlich, nahbar und voller wertvoller Impulse – für alle, die selbst gründen oder gerade mitten drin stecken.
Max, ihr habt mymuesli 2007 in Passau gegründet. Keine typische Startup-Stadt. Was war das für ein Start?
Passau ist ja eine kleinere Stadt in Niederbayern, keine Tech-Metropole. Ich habe dort Jura studiert, aber gemerkt: Das ist nicht meins. Durch eine Journalismusausbildung bin ich mit Hubertus und Philipp in Kontakt gekommen. Sie hatten eine DVD-Videothek – ja, das war damals ein Businessmodell! Das hat mir gezeigt: Gründen ist „erlaubt“, ich hatte vorher Unternehmertum gar nicht als Karriereweg für mich auf dem Schirm, das hat sich durch die Freundschaft mit Hubertus und Philipp geändert. Von den beiden durfte ich viel mitnehmen.
Und warum dann Müsli?
Wir hatten viele Ideen: Kaffee-Vitamine, Heuschnupfen-Kits... aber Müsli hat uns emotional gecatcht. Das ist für mich immer ein gutes Zeichen. Man entscheidet sich nicht für das vermeintlich Vernünftige, sondern für das, was sich richtig anfühlt. Denn ob eine Idee funktioniert: Das weiß man sowieso immer erst hinterher. Und Sam Altman hat mal in einem Vortrag gesagt: It’s the truly great ideas that don’t sound like they’re worth stealing.
Du bist der Food-Branche treu geblieben: Jokolade, zerolabs. Zufall oder Leidenschaft?
Eine Mischung. Ich habe viele Interessen – etwa Yoga oder Fotografie – aber ich mag es, wenn diese privat bleiben. Food liegt mir, da kenne ich mich aus. Und Gründen ist eh anstrengend genug, da hilft es, in einem Bereich unterwegs zu sein, den man versteht.
Bei Jokolade hast du mit Joko Winterscheidt gegründet. Wie war das? War seine Reichweite hilfreich?
Ich bin glücklich und stolz, dass ich einen kleinen Beitrag leisten durfte, Jokolade mit ihrer wichtigen Mission mit auf den Weg zu bringen. Joko ist ein inspirierender Mensch, nicht zuletzt wegen seines gesellschaftlichen Engagements. Und ich hab auch unternehmerisch viel von ihm gelernt.
Was Reichweite angeht: Die hilft allen Startups, klar.
Aber allgemein gesprochen: Dennoch müssen Unternehmen vernünftige Business-Modelle haben. Ein Startup braucht gute und im Falle von Jokolade auch sinnhafte Produkte. Gerade das fand ich anziehend und wird die Menschen, neben Jokos Persönlichkeit, auch langfristig an die Marke binden.
Heute bist du mit zerolabs unterwegs. Was ist anders als früher?
Mehr Gründungs-Erfahrung kann helfen, aber sie bringt auch Ego mit. Und das ist manchmal im Weg. Man muss immer aufpassen, dass man unvoreingenommen an neue Projekte ran geht. Was Kapital angeht, versuchen wir auch bei zeroLabs mit so wenig Geld wie möglich auszukommen.
Du bist auf LinkedIn sehr aktiv. Warum?
Ich will nicht primär eine Personal Brand sein, aber mache Personal Branding.
Ich teile Gedanken zu Marketing und Startups. Und konkret dazu, was bei uns im Startup passiert. Nicht fürs Ego, sondern um andere zu inspirieren.
Gründen ist nur ganz selten ein Instagram-Moment. Es ist meistens chaotisch, anstrengend und schwierig. Aber genau diese Ehrlichkeit hilft anderen hoffentlich weiter.
Was sind deine Tipps für Gründer:innen, die gerade starten?
Drei Dinge:
Fokus. Nicht alles gleichzeitig machen. Im Marketing: wenige Kanäle, aber die richtig machen.
Kontinuität. Dranbleiben. Jeden Tag. Auch wenn's nervt. Die meisten geben zu früh auf.
Geduld. Erfolg kommt selten über Nacht.
Und dein Umgang mit mentalen Tiefs?
Routinen. Ich nenne sie Antiroutinen. Kein Doomscrolling, sondern lieber 5 Minuten rausgehen. Im Zweifel immer Support suchen und sich öffnen – professionell oder durch vertraute Menschen. Und sich erinnern: Niemand ist sein Startup. Das darf nicht deine Identität bestimmen. Und jede:r hat schwache Momente.
Zum Schluss: Was treibt dich an, immer wieder zu gründen?
Ich will das nicht zu kitschig formulieren, aber für mich ist Gründen wie ein Medium, um mich auszudrücken. Wie andere eben malen oder Musik machen. Es geht nicht um Erfolg oder Geld. Sondern darum, Ideen zum Leben zu erwecken.
Danke für deine Offenheit, Max. Und für diesen ehrlichen, inspirierenden Austausch!
Wer Max unterstützen will:
Folgt ihm auf LinkedIn & schaut bei zerolabs vorbei. Und wenn ihr selbst gründet: Macht einfach. Es wird nicht perfekt. Aber es wird euer Weg. 😊
Neben seinen Gründungen hat Max auch zwei Bücher geschrieben:
📖 „Machen“ – gemeinsam mit seinen mymuesli-Mitgründern Hubertus und Philipp, ein Buch über Unternehmertum und Umsetzung.
📖 „Von Null auf Welt“ – ein Buch über Startup-Marketing und wie man eine Marke groß macht.
Falls du also noch mehr über seine Erfahrungen und Learnings erfahren möchtest, lohnt sich ein Blick in seine Bücher!